Der Schwalbenskipper

Wolfgang, Baujahr 55, versehen mit den niederen Weihen der üblichen Sportboot-, Funk-und Fachkundescheinen. Reviere: Ijsselmeer, Wattensee, Nord- und Ostsee, Mittelmeer.

Zum Segeln kam ich während des Studiums, durch’s Jollensegeln am Veersemeer und – aus Budgetgründen nur einmal jährlich – Dickschifffahren im Ijsselmeer. Zu der Zeit wurde nach Segelscheinen eigentlich nie gefragt, Sicherheitsweste und Lifebelt waren exotische Fremdworte, gesegelt wurde bei jedem Wetter – schließlich musste man ja die Chartergebühr abarbeiten, und über unsere damaligen Usancen kann ich heute nur den Kopf schütteln: Was haben wir für kompetente Schutzengel gehabt!

Irgendwie geriet das Segeln im Laufe der ersten Berufsjahre aber in die zweite Reihe, bevor mein Bruder Peter aus heiterem Himmel ein Segeln rund Elba anregte. Das hat wieder Lust und Erinnerung geweckt, und dann motivierte mich meine Frau Doro, doch endlich mal diese “blöden Scheine” zu machen. Also hab ich feste die Schulbank gedrückt, denn: Es war wie Autofahren: Man meint, man kann es, aber diese Theorie, diese Formalia, diese Details; und vielleicht hat man ja doch das eine oder andere nicht gewusst oder gekonnt?!

Danach gab es jährlich mindestens einen Charter-Törn ins Mittelmeer und auch einige Fun-Regatten. So lernte ich  (ein wenig, und nur von der Wasserseite aus) Mallorca kennen, Kroatien, das Ionische Meer und die Ägäis. Das ging einige Jahre so, bis Peter wieder zuschlug und die Idee eines eigenen Bootes erzeugte, hegte und pflegte. Resultat war das Schwälbchen mit Liegeplatz in Friesland.

(Nicht nur) Den Empfehlungen meiner Nichte Gemma folgend (“Du musst die Zeit abpassen, ab wann Du es Dir finanziell leisten kannst, bis zu dem Zeitpunkt, ab dem Du es Dir körperlich nicht mehr leisten kannst”), knackig zusammengefasst von Schwippschwager Manfred (“Wann denn, wenn nicht jetzt?!”), habe ich Ende 2015 meinen Job als Leiter einer Werbeagentur getauscht in den Job als Segelreisender.

Ich bin gespannt, ob ich für diesen Job geschaffen bin.

Nach 6 Saisons kann ich heute – 2021 – sagen: Joh, geht! Und heute, ein Jahr später, geht’s noch immer, sogar sehr gut. Mittlerweile mit einem neuen Boot, der SCHWALBE.

Die Admiralin

Marion, in Freundeskreisen Mary, ist 1959 vom Stapel gelaufen. Sie verfügt über die üblichen Befähigungsnachweise, nach denen in der Regel nach der Prüfung keiner mehr fragt. Dafür hat sie Meilen ohne Ende gesammelt, wie viele, weiß sie selbst nicht mehr.

Angefangen hatte alles auf dem Beiboot von Papas Motorboot, auf dem sich irgendwelche Stangen und wohl auch Lappen fanden. Neugierig wurde alles zusammengebaut, und schon ging es raus auf die Ems. Bar jeglicher Ahnung trieb die dreizehnjährige Mary planlos umher, bis der Papa sie vor dem nächsten Wehr abholen durfte.

Jahre später zog es Mary in die Karibik. Um die Überfahrt nun nicht als Küchenmaid Kartoffeln schälend zu erleben, verschaffte sie sich erst mal die amtliche Genehmigung zur Führung eines Sportbootes, damals noch A-Schein, plus den BR- und den BK-Schein. Die Karibik musste zwar noch einige Jahre warten, aber das Wissen gab sie als Segellehrerin weiter.

Dann begann die Zeit als Eignerin und Blauwasser-Seglerin. Erst mit der De Dood 5 KR SUNIVA, dann mit der TE-TIE, einer HD 24 Venja aus Mahagonie, die von ihr als Lackierer-Meisterin in werksseitig angepriesener perfekter Harmonie lackiert und allgemein gepflegt wurde. Auch heute gibt es kein Problem am Boot, das sie nicht löst, kein Werkzeug, das sie nicht gekonnt schwingt, keine Ecke im Boot, in die sie nicht flott mal reinkrabbelt. Gut für mich, den sie gerne als Montblancfüller-Halter tituliert, wenn ich mal wieder wie der Ochs vorm Berg steh.

Bald wurde das IJsselmeer zu klein, und Mary ging mit Freund Wulf auf einer Feltz 38 „ein wenig segeln“. Der Schlag endete irgendwo in Neeseeland, Mary kehrte heim. Da die TE-TIE mittlerweile verkauft war, musste ein neues Schiff her, der PUHVOGEL, ein 9-Meter-Catalac, der Marys Liebe zu Mehrrümpfern begründete. Nach einer weiteren Atlantik-Überquerung, diesmal auf einer Prout Escale, engte sich die Mehrrumpf-Liebe ein auf Prout, und folgerichtig kam 2009 die PLATYPUS, eine Prout Snowgoose 37, ins Haus.

Seither lebt Mary im Sommer auf Platypus in der Ägäis, und im Winter zu Hause im heimischen Deutschland.

2018 kreuzten sich unsere Wege, und nach einigen längeren Törns, auf SCHWÄLBCHEN von Aprilia Marittima nach Prevezza und später auf PLATYPUS zu den nördlichen Sporaden und den Cycladen, sind wir seit 2020 das Skipper-Paar der SCHWALBE. Zuerst in Holland, und seit 2021 auf dem Weg ins Mittelmeer.

Security Supervisor

Bonni ist eine lebhafte und blitzgescheite Harlekin-Pudel-Dame, die mit Mary als Doppelpack anmusterte. Sie ist der geborene Bordhund, immerhin schon mit einer Atlantik-Überquerung und sechs Segelsaisons im Kielwasser. Witzigerweise ist sie wasserscheu – obwohl Pudel Wasser-Apportierhunde sind; gut so, dann trägt sie auch nicht immer das ganze Salz ins Schiff!

Ihren Wachdienst versieht sie in der Regel laut und gründlich, insbesondere, was vorbei fahrende Dingis angeht, und auch gegenüber gefährlichen Wesen, die unsereins nicht wahrnehmen kann. Überhaupt hat sie ihre recht eigenen Vorstellungen zu Alltagsfragen vom Welpenalter an beibehalten. So vertritt sie die Meinung, dass Katzen auf den Baum gehören, und dafür sorgt sie mit enthusiastischem Gebell – sehr zum Leidwesen des Skippers, der nicht nur Hunde-, sondern auch Katzenfreund ist.

Höhepunkte des Tages sind die Trainingsstunden, in denen sie z.B. ihre Spielzeuge einzeln und gezielt auf Kommando herbei bringt oder in ihrer Kiste verstaut, oder irgendwelche Leckerlis erschnüffelt; immer wieder ein Schauspiel! Nur noch zu toppen durch Flummi-Apportieren. Oder durch Moped-Fahren auf dem speziellen Hundi-Sitz.